Raus aus der Bütt

Das muss der Versuch Markus Söders gewesen sein, die Frankenfastnacht nach Berlin zu exportieren. Da steigt der CSU-Chef als prominentester Unionsvertreter nach der Berlin-Wahl in die Bütt und fordert, die stärkste Fraktion müsse die Regierung anführen, habe die CDU doch die meisten abgegebenen Stimmen gesammelt. Da springt die Schwesterpartei aus dem Süden den mit einer widerspenstigen Mehrheit von Rot-Grün-Rot kämpfenden Brüdern an der Spree gerne wortgewaltig bei. Söder gibt den Bajazzo gern, ist er sich doch nicht nur während der Fastnacht für keinen Unsinn zu schade, springt ohne groß nachzudenken über jedes Stöckchen, das ihm hingehalten wird. 

Was wird Söder wohl fordern, wenn demnächst die AfD in Ostdeutschland wieder mal die stärkste Fraktion stellt? In den Umfragen liegen die Rechtsaußen auf breiter Front schon vorne. Bringt sich die CDU im Fall des Falles dann als Juniorpartner der AfD in Stellung, um Söders Gefasel nachträglich Leben einzuhauchen?  Dieses Szenario ist gar nicht so weit hergeholt, denn der in Bayern nicht gerade koalitionserfahrene CSU-Chef unterfüttert sein Verlangen ja mit der Warnung, dass sonst die Demokratie missachtet würde. Staatstragend will er rüberkommen,  der Söder, drunter macht er´s ja nicht. Was schert den Bazi, dass er groben Unsinn verzapft. 

Ein Wahlsieger hat sich seine Mehrheit zu suchen, wenn nicht mehr als 50 Prozent an Stimmen auf ihn entfallen. Was ist daran anti-demokratisch? Die Absprachen einer Koalition entsprechen durchaus dem Wählerwillen und können die Demokratie sogar festigen, beispielsweise indem Extreme an einer Regierung gehindert werden. Die CDU in Berlin muss potenziellen Partnern Angebote machen, die diese nicht ausschlagen können. Dann findet sich auch ein Teil jener Wähler in der Regierung wider, der sich wie in Berlin zur rechnerisch rot-grün-roten Mehrheit zugehörig fühlt. Sind die Offerten nicht attraktiv genug, dann stellt eben womöglich die alte Koalition an derr Spree die neue Regierung. So funktioniert Demokratie sogar zu Zeiten der Frankenfastnacht. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zurück nach oben