Alle Welt fragt sich: Wer ist für den Anschlag auf die Nord-Stream-2-Gaspipeline verantwortlich? Eine heiße Spur führt jetzt nach Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung zu einem Ukrainer. Warum das in den Medien von Spiegel über Focus und ntv bis zur Tagesschau nicht an prominenter Stelle präsentiert wird, bleibt das Geheimnis der verantwortlichen Redakteure. Es ist zumal irritierend, weil die Washington Post zuvor berichtete, dass die CIA bereits im Juni 2022, also mehrere Monate vor dem Anschlag, vom ukrainischen Plan erfahren haben soll. Demnach sollten Angehörige einer der ukrainischen Militärführung direkt unterstellten Eliteeinheit mit einem verdeckten Taucheinsatz die Pipeline sprengen. Die USA sollen diese Informationen mit Deutschland und anderen Europäern geteilt haben. Laut ntv sind deutsche Ermittler sicher, dass die Angreifer nach genau diesem Plan vorgegangen sind. Die Akteure sollen nach Informationen der Washington Post direkt an den ukrainischen Armeechef berichtet haben, der diese Aktion bewusst nicht an den ukrainischen Präsidenten weiter gemeldet habe, um ihn aus dem Konflikt herauszuhalten.
Sollte sich diese Version über den Anschlag auf die Pipeline bestätigen, ergeben sich daraus nachhaltige Fragen, deren Beantwortung den weiteren Fortgang der Haltungen in diesem Konflikt beeinflussen könnten. Zunächst erst einmal auf der ukrainischen Seite. Wie verhält sich der ukrainische Präsident, wenn sich tatsächlich herausstellen sollte, dass sein Armeechef ihn in einer solch wichtigen Frage hintergangen hat. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Ukraine von Deutschland immer stärkere Unterstützung mit militärischen Gütern forderte. Eigentlich müsste er ihn dann sofort entlassen.
Der nächste Fragenkomplex betrifft die deutsche Seite: Wenn es zutrifft, dass der amerikanische Dienst Deutschland und andere europäische Staaten informiert hat, wer hat dann zu welchem Zeitpunkt diese Information erhalten, und an welchen Entscheider ist diese Information weitergeleitet worden? Sollte die Information weitergeleitet worden sein, so ist zu fragen , was ist unternommen worden? Wer hat Kontakt zur ukrainischen Führung aufgenommen, um diesen Anschlag zu verhindern? Was ist unternommen worden, um die Pipeline zu schützen?
Sollte sich herausstellen, dass diese Version zutrifft, ist natürlich über die Konsequenzen gegenüber der Ukraine zu diskutieren. Wie gehen wir mit einem, solchen – dann ja ukrainischen – Angriff auf die Infrastruktur um, die zu diesem Zeitpunkt noch im Fokus deutscher Interessen stand? In anderen Fällen hätte ein solcher Vorfall eine robuste Antwort nach sich gezogen…
In der weiteren Recherche der Medien, die bestimmt auch diese Fragen adressieren werden, darf gespannt auf politischen Reaktionen gewartet werden, die ja bisher aus unerklärlichen Gründen ausgeblieben sind.