Wer versteht noch die Welt?

Konflikte und Komplexität überfordern unsere Institutionen und Politiker. Die Welt bebt, überall kommt es zu Kontrollverlusten. Die Regierungen verlieren die Kontrolle über ihre Grenzen, die Banken die Konkrolle über ihre Bilanzen, und nicht wenige Wirtschaftsführer verlieren Maß und Mitte. Ein aggressiver Finanzkapitalismus zehrt die Wirtschaft aus, die tragende Mitte unserer Gesellschaft wird immer weiter ausgehöhlt. Zudem scheinen Digitalisierung und Globalisierung uns zu überfordern. Warum wir trotzdem nicht verzweifeln müssen und wie wir im Zeitalter der Überforderung gut leben können, zeigt Gabor Steingart, der Herausgeber des „Handelsblatts“ und ehemalige „Spiegel“-Büroleiter in Berlin und Washington in seinem Buch „Weltbeben“. Steingart analysiert wie gewohnt schonungslos und schürt zugleich Hoffnung auf eine Zukunft, die wieder Zuversicht verdient: „Das Gebot der Stunde heißt Dialog, auch Streit, nicht Zurückweisung oder Ausgrenzung. Es geht um das Verwandeln von Angst in Hoffnung, von Verunsicherung in Zuversicht. Nur wer die Überforderung begreift, kann sie überwinden.“

Weltbeben: Leben im Zeitalter der Überforderung

Gabor Steingart, Paperback,

236 Seiten, Verlag Knaus, 16,99 Euro,

ISBN: 9783813505191


In der weiteren Demokratisierung der Demokratie sieht Steingart die Antwort auf das große Weltbeben. Für ihn besinnt sich das Bürgertum in der Ablehnung des Establishments wieder seiner Stärken, giert nach Selbstbestimmung. Die Wucht des bevorstehenden Umbruchs werde unterschätzt, meint Steingart und macht zugleich neugierig: „Die Revolte hat keinen Namen, nur viele Gesichter, sie besitzt ein gesellschaftliches Hinterland, aber keine Adresse. Es gibt so viele, aber nicht den einen, den man mit Aussicht auf Verhaltensänderung einschüchtern, abhören, einkerkern, umschmeicheln oder bestechen könnte. Wir erleben eine Revolution ohne Revolutionäre, einen Umbruch ohne Bruch, der sich mit schöner Selbstverständlichkeit tarnt.“

Auch wenn das Buch schon älter ist: Steingart schreibt Klartext, der auch in die heutige Zeit der zusätzlichen Verunsicherung durch den Vernichtungskrieg in der Ukraine passt.

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