Skizzen-Blog

Bescheuert

„Wer Hass und Hetze provoziert, wer streitlustig, spaltend und diabolisch auftritt, der schadet.“ Welcher vernünftige Mensch würde das nicht in Zeiten unterschreiben, in denen die politischen Sitten zusehends verkommen und das Provozieren von Hass und Hetze zum Alltag gehört? Aber wer sich heutzutage alles unter welchen Umständen als Opfer von Hass und Hetze fühlt! 

Bei obigem Zitat ist jedenfalls ein herzlicher Lacher angebracht: Stammt es doch von keinem Berüchtigteren als von Ex-Bundesverkehrsminister und jetzt Ex-Stadtrat von Passau Andreas Scheuer. Seine Empörung trifft Mit-Stadträte, die verhinderten, dass der CSUler einen Sitz im kommunalen Ausschuss für Rechnungsprüfung erhielt. Die hatten sinngemäß bezweifelt, dass sich die anspruchsvollen Aufgaben des Gremiums mit den Fähigkeiten eines Mannes decken, der mit seinem Mautprojekt hunderte von Steuer-Millionen versenkt hat.

Scheuer, der dafür ungestraft davongekommen ist, sieht sich in seiner Ehre beschnitten und vorverurteilt… 

Thomas Kirstein

April, April

Die Ampel-Regierung will, dass Unpünktlichkeit in Schulen nicht mehr geahndet wird und plant laut „Cicero“ ein erstes Ergänzungsgesetz zum neuen Selbstbestimmungsgesetz. Nach der Ermöglichung der freien Wahl des Geschlechtes sollen künftig auch weitere gesellschaftliche Normen zur Disposition stehen, um die freie Entfaltung der Persönlichkeit zu fördern. Durch das neue Zeitfreiheitsgesetz sollen vor allem Kinder und Jugendliche vom Stressfaktor Pünktlichkeit entlastet werden. Der Popanz um die Zeit sei unnötig. „Wir haben mit der Sekundärtugend der Pünktlichkeit ein falsches Ideal propagiert“, heißt es in dem Gesetzentwurf, das der „Cicero“-Redaktion angeblich vorliegt. 

Chapeau, der Aprilscherz-Coup des Magazins ist gelungen! Auch ich habe eine Weile gebraucht, ehe mir der zufällige Blick aufs Datum die Augen öffnete. Aber mal ehrlich: Zuzutrauen wäre es der Ampel, nach den neuen Freiheiten bei der Selbstbestimmung der Persönlichkeit und dem Cannabis-Konsum mal eben im Handstreich mit einem „Gute-Zeiten-Gesetz“ aus der Tugend Pünktlichkeit eine Untugend zu machen. Wer hält denn in jedem Fall eine Stellungnahme der Grünen für unrealistisch, in der es heißt: „Zeit ist etwas Individuelles, wir dürfen nicht zu Sklaven unserer Uhren werden.“ Selbst die Reaktion aus dem anderen politischen Lager spielt sich vor dem geistigen Auge ab: Da echauffiert sich Friedrich Merz in bekannter Manier mit: „Nur weil die kleinen Paschas nach dem Fastenbrechen noch ausschlafen müssen“.

Gut gemacht, liebe Kollegen. Noch ist es ein Aprilscherz, aber man kann ja nie wissen…

Frank Pröse

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