– Strack-Zimmermann verhebt sich mit ihrer Kritik am Kanzler –
Diese Frau hat einfach kein Niveau. Jedenfalls reicht es nicht, um an führender Stelle Politik zu machen. Dazu tritt die Spitzenkandidatin der FDP für die Europawahl Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu oft zu bösartig auf, nimmt für sich Narrenfreiheit in Anspruch und ist dabei immer bedacht, ihr Image als kompromisslose Kämpferin für ihre Sache nicht zu beschädigen.
Schon mehrmals soll Parteichef Christian Lindner sie zu Mäßigung gemahnt haben, um das Klima in der Koalition zu entgiften. Doch die im Wahlkampf als „Eurofighterin“ agierende Strack-Zimmermann wäre nicht sie selbst, würde sie nicht weiter ganz bewusst anecken und polarisieren – freilich und das ist irritierend, nicht gegenüber der Opposition, sondern zielgerichtet auf die Ampelpartner. Unter denen hat es ihr der SPD-Bundeskanzler besonders angetan. Olaf Scholz sei der falsche Mann in diesen furchtbaren Zeiten. Er sei nicht ihr Kanzler, sagt die gebürtige Düsseldorferin, hat ihn aber mit gewählt, und schadet so bewusst nicht nur Scholz, sondern der Koalition und letztlich auch ihrer FDP, aus deren Reihen ab und an deshalb sogar Kritik laut wird. Ob sie deshalb nach Europa weggelobt wurde?
Die bisherige Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, die wegen ihrer Forderungen nach einer quasi bedingungslosen Waffenhilfe für die Ukraine schon mal als Kriegstreiberin bezeichnet wird – was so erstens nicht stimmt und sie zweitens angeblich nicht stört – zündet vielmehr auf Pöbelniveau eine neue Eskalationsstufe in ihrer Auseinandersetzung mit dem Kanzler. Im Interview mit der „Osnabrücker Zeitung“ sagt sie über Olaf Scholz: „Man erreicht ihn nicht, weil er ein krasser Rechthaber ist.“ Sie habe festgestellt, dass er geradezu autistische Züge habe, „sowohl was seine sozialen Kontakte in die Politik betrifft als auch sein Unvermögen, den Bürgern sein Handeln zu erklären“.
Man kann diesem Kanzler politisches Versagen, mangelnde Kommunikation das Aussitzen von Problemen oder Rechthaberei vorwerfen, wenn das auch aus Reihen eines Regierungspartners ungewöhnlich ist, der nicht daran denkt, konsequenterweise das Bündnis zu verlassen und stattdessen mehrfach im Bundestag brav gegen die sonst lauthals geforderte Taurus-Lieferung an die Ukraine stimmt.
Als krasse Rechthaberin hat sich zumindest in aller Öffentlichkeit doch wohl eher Strack-Zimmermann geoutet. Sie walzt andere Meinungen beispielsweise über Waffenlieferungen an die Ukraine nieder, indem niemand mehr zu Wort kommt. Ihr aggressiver Auftritt bei der Sendung „hart aber fair“ hat alle Regeln eines zivilisierten Miteinanders und den Respekt gegenüber Gesprächspartnern vermissen lassen.
Nun hat „Frau Rheinmetall“ aber berauscht von der eigenen Großartigkeit endgültig ins Klo gegriffen, indem sie dem Kanzler „autistische Züge“ angedichtet hat. Wer derartige psychische Probleme negativ konnotiert gebraucht, stellt den Regierungschef je nach Interpretation mit neurologischer Entwicklungsstörung oder einer völlig überzogenen Selbstbezogenheit hin. In beiden Fällen soll er als amtsunfähig gebrandmarkt werden! Damit verletzt Strack-Zimmermann des Kanzlers Persönlichkeitsrechte. Respekt- und niveauloser geht’s kaum noch! Das ist nicht die in der politischen Debatte durchaus gewünschte Zuspitzung. Da wird dem Fetisch vermeintlich erfolgversprechender sprachlicher Kraftmeierei folgend und ohne jeden Beleg eine rote Linie im Umgang mit Demokraten anderer Auffassung überschritten.
Hate Speech mit dem Ziel der Herabsetzung und Verunglimpfung soll im Internet schärfer verfolgt werden. Das sollte ebenso für bösartige Attacken im öffentlichen Diskurs gelten. Strack-Zimmermann kennt sich doch mit dem Thema aus, zeigt sie doch nach eigenen Angaben pro Monat etwa 200 Leute wegen deren Hassmails an.
Bei Millionen von Autisten, deren Persönlichkeitsmerkmale sie als Schimpfwort missbraucht hat, hat sie sich entschuldigt. Das reicht nicht. Entschuldigen muss sie sich noch bei Olaf Scholz, dem sie sicher die bekannten Einschränkungen bei Emotionalität, sozialem Verhalten, Abstraktionsvermögen, Spontanität und Anpassung an veränderte Situationen vorwerfen wollte. Freilich hätte der Bundeskanzler kontern können, indem er sich mit Hinweis auf andere Eigenschaften von Autisten wie absolute Wahrheitstreue, analytisches Denken oder eine spezielle Begabung mit schneller Auffassungsgabe sowie Zuverlässigkeit bei Strack-Zimmermann bedankt hätte. Doch halt! Wäre der Kanzler denn zu einer solch spontanen Reaktion fähig, er würde vielen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen…