Ein Plädoyer gegen den Krieg und für den Mut setzt ein junges Schauspieler- und Schauspielerinnen- Ensemble des Staatstheaters Darmstadt und begeistert das Publikum mit dem zwei Stunden und 45 Minuten dauernden Theaterstück „Annette, ein Heldinnenepos“. Mit überraschender Leichtigkeit wird auf der Bühne in Verstexten mit Licht,- Musik- und Filmeffekten das Leben einer echten Heldin der französischen Résistance dargestellt, die für die Rettung zweier jüdischer Jugendlicher vor dem Tod von Yad Vashem später den Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet wurde.
Grundlage des Schauspiels ist der 2020 im Verlag Matthes & Seitz Berlin erschiene gleichnamige Roman von Anne Weber, die 1964 in Offenbach/ Main geboren wurde. Sie ging mit 18 Jahren als Au Pair nach Frankreich, hat Französische Literatur und Komparatistik an der Sorbonne-Universität studiert und in verschiedenen Verlagen gearbeitet. Seit 1983 lebt sie als freie Autorin und Übersetzerin in Paris. Neben verschiedenen Auszeichnungen erhielt sie für das Buch „Annette ein Heldinneneopos“ 2020 den Deutschen Buchpreis.
Annette, ein Heldinnenepos
Anne Weber
Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2020.
22 Euro.
ISBN 9783957578457
Die Handlung des Epos ist angelehnt an das Leben der Anne Meaumanoir, die 1923 bis 2022 lebte. Sie war Medizinerin und hat als eine der französischen Kämpferinnen der Résistance Juden und politisch Verfolgte unterstützt und gerettet. Im Roman wird die Heldin „Annette“ genannt.
„Annette“, ist Kind einer Arbeiterfamilie und wird Anfang der 1920er Jahre in der Bretagne geboren. Sie studiert Medizin und wird schon als junge Frau Mitglied der Résistance, des französischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Die Überzeugung, dass die Welt ein gerechterer Ort sein sollte, ist eine ihrer wichtigsten Grundwerte und so versucht sie sich zu engagieren, mit Botengängen, Unterstützungsleistungen und dem Verstecken jüdischer Menschen, die von der Deportation bedroht sind.
Nach dem Ende der deutschen Besatzung und einer kurzen Zeit der Ruhe und dem Glück wird Annette jedoch bewusst, dass es auch im befreiten Frankreich noch vieles gibt, was bekämpft werden muss. Sie heiratet Joseph, mit dem sie zwei Kinder hat und arbeitet als Medizinerin.
Mit Beginn des Algerienkrieges in der Kolonie von Frankreich, Anfang der 1950er Jahre, wird Annette von der Nationalen Befreiungsfront angeworben und wird wieder im Widerstand und damit im politischen Untergrund aktiv. Im Jahr 1959 wird sie wegen ihres Engagements auf Seiten der algerischen Unabhängigkeitsbewegung zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
Anne Meaumanoir, genannt „Annette“ engagierte sich bis zuletzt mit Vorträgen gegen Nationalismus, Rassismus und religiösen Fanatismus.
Die tief spürbare Darstellung „Annettes“ Engagements, ihr Mut und ihre Haltung sind ergreifender Teil des Schauspiels in Darmstadt, genauso wie auch ihre Widersprüche, Verluste und Ängste ihres immer politisch aktiven Lebens sind eine Theater-Empfehlung wert.
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